Das Nebelhorn oberhalb von Oberstdorf bildet mit einer Höhe von 2.224 m
üNN den zweithöchsten Gipfel der Daumengruppe, die zu den Bergen der
Allgäuer Alpen gehört. Der Gipfelaufbau des Nebelhorns ragt aus einem
langgezogenen Bergkamm heraus, der vom Geißfuß (1.981 m üNN) in Richtung
Nordosten über die Wengenköpfe bis zum Großen Daumen (2.280 m üNN)
verläuft. Die Bergkette markiert einen Abschnitt der geologischen Grenze
zwischen den Nordkalkalpen und der vorgelagerten Flyschzone.
Während die Gipfel aus dem
harten Hauptdolomit der Nördlichen Kalkalpen aufgebaut werden, bilden
die weichen Flyschgesteine den Unterhang und den Hangfuß mit deutlich
sanfteren Landschaftsformen. Die Dominanz in der hochalpinen Umgebung
machen das Nebelhorn mit seinem 400-Gipfel-Panoramablick zu einem der
beliebtesten Aussichtsberge in den Allgäuer Alpen, eine weitere
Bezeichnung lautet deshalb auch „Tribüne der Alpen“. Der Name Nebelhorn
wurde erstmals 1811 in einem Kataster schriftlich erwähnt und im Jahr
1819 in das Urblatt der Landesvermessung aufgenommen; namensgebend
könnten die vor einem Wetterumschwung auftretenden Nebelbänke im
Gipfelbereich sein.
Das erste massive Gebäude auf dem Nebelhorn war eine Schutzhütte des
Deutschen Alpenvereins, die am 25. Mai 1890 als Nebelhorn-Haus durch die
Sektion Immenstadt eingeweiht wurde; im Jahr 1918 erfolgte die
Umbenennung in Edmund-Probst-Haus zur Erinnerung an einen bekannten
Sektionsvorstand.
Die gut erschlossene Berghütte steht am Beginn des
Gipfelaufschwungs in lawinensicherer Lage auf einer Höhe von 1.927 m üNN
mitten im Skigebiet Nebelhorn; die nahezu ganzjährig geöffnete
Unterkunft verfügt über 54 Betten, 54 Lager und 10 Notlager.
Das Edmund-Probst-Haus ist ein idealer Stützpunkt für
zahlreiche Ski-, Kletter- und Wandertouren sowie für den Hindelanger
Klettersteig und Gipfelbesteigungen auf das Nebelhorn oder den Großen
Daumen. Seit der Eröffnung der Nebelhornbahn am 10. Juni 1930 ist die
Alpenvereinshütte über die direkt benachbarte Bergbahnstation
Höfatsblick ohne große Anstrengung zu erreichen. Die Nebelhornbahn wurde
in einer Bauzeit von zwei Jahren errichtet, sie überwindet auf einer
Länge von 5,7 km eine Höhendifferenz von rund 1.400 m; durch laufende
Modernisierungsmaßnahmen kann die Bahn heute zwischen 500 und 620
Personen/Stunde befördern. Die als Zweiseil-Pendelbahn ausgeführte
Konstruktion besteht aus drei Sektionen, die von der Talstation in
Oberstdorf (828 m üNN) über die Stationen Seealpe (1.280 m üNN) und
Höfatsblick (1.932 m üNN) bis zur Gipfelstation in 2.214 m Höhe
verlaufen; dabei wird bereits nach 5 Minuten Fahrzeit die erste
Zwischenstation Seealpe erreicht.
Die Nebelhornbahn wird besonders von den Wintersportlern geschätzt, denn
sie bringt Skifahrer und Snowboarder schnell in das höchstgelegene
Skigebiet des Allgäus. Die schneesichere Skiregion Nebelhorn umfasst 13
Pistenkilometer in allen Schwierigkeitsgraden, die Talabfahrt weist eine
Länge von 7,5 km auf. Weitere Höhepunkte sind die wettbewerbsfähige
Super-Halfpipe, die Snowcross-Strecke, zwei geräumte Winterwanderwege
mit Panoramablick und eine 3 km lange Rodelbahn von der Seealpe bis an
den Ortsrand. Im Sommer bietet das Nebelhorn ausreichend Freiraum zum
Spazierengehen, Wandern, Klettern oder Biken; für sportliches Nordic
Walking ist die 1,8 km lange Route „Pfannenhölzle“ an der Station
Höfatsblick mit 181 m Höhendifferenz zu empfehlen. Eine anspruchsvolle
Mountainbike-Tour führt von der Talstation der Nebelhornbahn über die
Schattenberg-Schanze und den Faltenbachwasserfall zur Seealpe, dabei
sind 460 Höhenmeter auf 3,6 km Länge zu überwinden. Ohne Benutzung der
Bergbahn stellt der Hüttenanstieg zum Edmund-Probst-Haus eine
konditionelle Herausforderung dar; für die 6,5 km lange Strecke über den
Faltenbachtobel mit 1.091 m Höhenunterschied sollten 3 bis 4 Stunden
Gehzeit eingeplant werden. Die Restaurants in den Seilbahnstationen
versorgen die Wanderer mit Getränken und Allgäuer Spezialitäten; für
Kinder gibt es zur Abwechslung einen Spielplatz und eine Kletterwand bei
der Station Höfatsblick und den interaktiven Naturerlebnisweg „Uff d'r
Alp“ an der Seealpe. Wenn der Rückweg ins Tal nach einem langen
Wandertag zu mühsam erscheint, steht immer eine Alternative bereit – die
Gondelbahn.