Memmingen im bayrischen
Schwaben (rund 41.000 Einwohner) blickt auf eine stolze Vergangenheit als Freie
Reichsstadt zurück. Zahlreiche historische Bauwerke und große Teile der alten
Stadtbefestigung mit Türmen und Mauern sind erhalten geblieben. Im Stadtmuseum
von Memmingen können die Besucher in die wechselvolle Geschichte dieser Stadt
eintauchen!
Das Memminger Stadtmuseum
ist ein einem besonders prächtigen historischen Gebäude untergebracht,
dem Hermansbau. Das Haus in der Zangmeisterstraße / Ecke Hermansgasse
ist eigentlich ein kleines Schloss! Der reiche Bürger Benedikt von
Herman hat es im Jahr 1766 erbauen lassen. Der Hermansbau besteht aus
vier Flügeln, die einen Innenhof umschließen. Benedikt von Herman, der
viele Jahre in Italien lebte, hat sich bei der Planung seines barocken
Palais von der italienischen Architektur inspirieren lassen und
schmückte das Gebäude mit einem prunkvollen Treppenhaus, Deckenmalerei
und einer Rokokofassade aus.
Der Besucher des Stadtmuseums beginnt seinen Rundgang am besten in den
Abteilungen zur Vor- und Frühgeschichte. Hier sind archäologische Funde
aus der Steinzeit und der Bronzezeit zu sehen. Die Region um Memmingen
gehörte vor rund 2000 Jahren zum antiken Römischen Reich. Daher sind
auch interessante Funde aus der Römerzeit im Museum ausgestellt.
Die
Stadtgeschichte Memmingens beginnt im Mittelalter. 1158 erhielt der Ort die
Stadtrechte, und schon 1286 wurde Memmingen zur Freien Reichstadt. Dieser
Status blieb bis 1803 erhalten. Damals kam Memmingen zum Königreich Bayern.
Die großen Ereignisse in dieser langen reichsstädtischen Geschichte werden
im Museum ausführlich dargestellt: Reformation (Memmingen wurde
protestantisch), Bauernkrieg (hier wurden die "Zwölf Artikel", ein
Forderungskatalog der Bauern, verfasst) und 30-jähriger Krieg (sowohl
Wallenstein als auch Gustav Adolf von Schweden waren in der Stadt!).
Aber ein wichtiger Schwerpunkt der Dauerausstellung liegt auch beim
Alltagsleben der Bürger - abseits der großen Politik: Die Besucher können
sich mit der Wirtschaftsgeschichte der Stadt und der Region sowie der
Religion und dem Privatleben der Bürger Memmingens vertraut machen. Im
protestantischen Memmingen waren die Katholiken immer eine Minderheit. Ab
den 1860-er Jahren existierte in Memmingen auch eine jüdische Gemeinde. Die
Museumsabteilung "Jüdisches Leben in Memmingen" erinnert an die jüdischen
Bürger der Stadt. Wertvollstes Ausstellungsstück dieser Abteilung ist ein
"Toravorhang" aus dem 18. Jahrhundert. Der Vorhang diente dazu, den
Bibelschrank in der Synagoge zu schmücken.
Eine Abteilung des Stadtmuseums ist dem gebürtigen Memminger Johann Heiss
(1640 - 1704) gewidmet. Heiss war Künstler. Einige seiner barocken Gemälde
sind ausgestellt. Zur Barockzeit, um die Mitte des 18. Jahrhunderts, blühte
in Memmingen auch die Keramik-Herstellung. Ein Bürger namens Jakob von Küner
aus dem Ort Künersberg bei Memmingen stellte Fayence-Keramik her. Das Museum
präsentiert schöne Fayence-Gegenstände aus Küners Manufaktur. Der
interessierte Besucher findet auch Informationen darüber, wie die
Keramik-Herstellung damals ablief.
Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich in Memmingen und Umgebung
zahlreiche Heimatvertriebene aus dem Sudetenland an. Die Abteilung
"Heimatmuseum Freudenthal/Altvater" im Stadtmuseum zeigt Erinnerungen an die
alte Heimat: Landkarten, Trachten und Alltagsgegenstände. In Tondokumenten
ist der Dialekt der Sudetendeutschen zu hören.
Das Stadtmuseum Memmingen ist zwischen Mai und Oktober täglich außer montags
geöffnet.