Im Allgäu begegnet man sehr vielen
Überresten aus der Römerzeit. Landhäuser, Kastelle und Straßen zeugen von
der Ausdehnung römischer Kultur im süddeutschen Raum westlich von Donau und
Rhein, dem so genannten „nassen Limes“. Die Römerstraßen waren die
Lebensadern des antiken Großreichs. Mit der Via Claudia Augusta führte eine
der bedeutendsten Straßen auch durch das Allgäu und verband Rom mit
Germanien.
Der Verlauf
der alten Römerstraße
Die Via Claudia Augusta erschloss von Norditalien aus den süddeutschen
Raum und war ein wichtiger Transport- und Handelsweg. An ihrem
nördlichen Ende kreuzte sich die Via Claudia Augusta bei Burghöfen mit
der Donausüdstraße. Vom Kastell Submuntorium folgte die Straße dem
Verlauf des Lechs flussaufwärts und erreichte das heutige Augsburg, das
damals die Hauptstadt der Provinz Raetia Augusta Vindelicorum war. Über
Füssen verläuft die Straße bis hinauf zum Reschenpass und dann hinab zur
Etsch. Sie folgt dann dem Fluss bis Trient. Dort gabelt sich die Straße
auf. Der westliche Strang verläuft über Verona entlang des Po bis nach
Ostiglia, während der östliche Teil Feltre passiert und der Adria bis
nach Altinum folgt. Der wichtigste Kreuzungspunkt der Via Claudia
Augusta war Epfach am Lechrain (Abodiacum), wo der Anschluss an die
West-Ost-Verbindung durch Rätien von Bregenz nach Salzburg hergestellt
wurde.
Baugeschichte
15 v.Chr. Wurde unter Kaiser Augustus die nördliche Voralpenregion
vom Inn bis zum Südschwarzwald erobert und als Provinz Raetia dem
Reich eingegliedert. Die neue Provinz wurde mit einer Straße von
Feltre, Trient, über den Reschenpass bis ins Oberinntal und zum Lech
erschlossen. Die Verbindung wurde später von Kaiser Claudius für
Fuhrwerke ausgebaut und bis an die Donau verlängert. Die Via Claudia
Augusta wurde in der Folgezeit zur wichtigsten Verbindung zwischen
der Poebene und dem Voralpenraum. Entlang der Römerstraße entstanden
Kastelle, Gasthäuser und Pferdewechselstationen. Meilensteine
zeigten die Entfernungen an, und mit den Benefiziariern sorgte eine
Verkehrspolizei für Ordnung und kümmerte sich um den Erhalt der
Straße. Als die Via Raetia als Alpenübergang ausgebaut wurde, verlor
die Via Claudia Augusta an Bedeutung, blieb aber noch bis ins
Mittelalter eine vielbefahrene Straße.
Spuren römischer Kultur an der Via Claudia Augusta
An der gesamten Strecke der Via Claudia Augusta sind bis heute
Spuren römischer Kultur zu finden. Am Forggensee bei Rieden ist die
Straße am besten erhalten. Sie wurde hier vom Stausee überflutet und
wird beim Abstauen im Winter und Frühjahr sichtbar. Auf deutscher
Seite kennzeichnen Schilder den Verlauf der Römerstraße, der zudem
Wanderwege und der Via Claudia Radweg zwischen Füssen und Augsburg
folgen.